Oekonux

Um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu schaffen, wird der Vortragzunächst herausarbeiten, was Freie Software charakterisiert und wieund in welchem Umfeld Freie Software hergestellt wird.

Freie Software läßt sich gegen Waren und einfache Hobbiesabgrenzen. Daß sie einen so durchschlagenden Erfolg hat, liegteinerseits an der individuellen Selbstentfaltung der EntwicklerInnen, dieden zentralen Motor für die stürmische Entwicklung bildet.Andererseits macht die massenhafte Verfügbarkeit digitaler Kopien undin der Folge des Internets Freie Software erst möglich.

Diese Selbstentfaltung verweist auf einen neuen Typ derProduktivkraftentwicklung im ausgehenden Kapitalismus, der dasPotential hat, die gesamte Gesellschaft zu revolutionieren und in eineneue Formation zu transformieren - die GPL-Gesellschaft. Dazu stehteine Ausweitung der Prinzipien der Entwicklung Freier Software aufandere Güter an.

Naheliegend ist zunächst die Ausdehnung der Idee auf andere,digitalisierbare Informationsprodukte. Aber auch Versuche derÜbertragung der Prinzipien der Entwicklung Freier Software aufmaterielle Güter sind schon auf dem Weg. Diese Anfänge, die inder kapitalistischen Produktion selbst bereits angelegt sind, zeigen wiedie gesamte produktive Basis der Gesellschaft in eine neue, beFreite Formüberführt werden können. Freie Software ist letztlich die herangereifte Keimform, die eine emanzipative Überwindung desKapitalismus auf dem erreichten Stand der Technik seit langem erstmalswieder als Möglichkeit aufscheinen läßt.

Zwar können im heutigen Stadium der Entwicklung noch keinePrognosen abgegeben werden, über utopische Elemente einer solchenGPL-Gesellschaft zu spekulieren, ist aber erlaubt. Ein kurze, utopischeGeschichte wird eine Illustration dessen geben, was vorstellbar ist.

Neben Möglichkeiten die Freie-Software-Bewegung zuunterstützen, kann Bewußtsein geschaffen und gemeinsam weiternachgedacht werden. Nicht zuletzt können Freie Projekte auf den Weggebracht werden, die den Leitgedanken der Freien Software verpflichtetsind.

Stefan Merten