Fragebogen-Aktion!

  1. Der Fragebogen - ein multifunktionales Instrument
  2. Auswahl von möglichen Formulierungen und Fragen

Der Fragebogen - ein multifunktionales Instrument


Ein weiterer Schritt zur "Ökologisierung der Mensen" ist die Durchführung einer Fragebogenaktion. Aus den Fragebögen könnt Ihr Informationen sammeln und ein Meinungsbild erlangen, wieweit Ihr mit Euren Forderungen nicht nur eine kleine studentische Minderheit vertretet, sondern auf breite Akzeptanz der Studierendenschaft stoßt. Mit diesen Ergebnissen könnt Ihr entsprechend motiviert und selbstbewußt bei Euren Studierendenwerken auftreten. Außerdem habt Ihr mit der Präsentation Eurer Ergebnisse einen guten Anlaß, in die Presse zu kommen.


Schon in vielen Hochschulen diente der "Fragebogen zur Ökologisierung der Mensa" als politisches Druckmittel gegenüber den Studierendenwerken. Damit der Fragebogen von den entsprechenden Stellen auch ernst genommen wird, sollte er wohl durchdacht sein. Deshalb hier ein paar Tips zur optimalen Durchführung.

vorher


TIP: Falls Ihr nicht genügend Leute seid oder Euch nicht an dieser Arbeit auspowern wollt, gibt es an Eurer Hochschule vielleicht die Möglichkeit, eine vom AStA bezahlte Stelle einzurichten oder möglicherweise eine Diplomarbeit darüber zu verteilen.

Öffentlichkeitsarbeit

Der Fragebogen kann nicht für sich alleine stehen. Er muß in ein größer angelegtes Konzept eingebettet sein, welches aufklärt, Interesse weckt und Aufmerksamkeit erregt. Hier ist Vorabinformation eine Möglichkeit, aber dabei besteht die Gefahr, die Ergebnisse der Fragebogenaktion zu verfälschen.

Denkbare Vorab-Aktionen sind z.B.
* "Mensa-News" (Eine Zeitung, die Inhalte und Informationen enthält und in der Mensa verteilt bzw. ausgelegt wird.)
* Infostände/Ausstellungen
* Exkursionen zum Biohof anbieten
* Vortrag (mit Diskussion)

...aber mehr dazu, siehe im Kapitel ACTION

Erstellen des Fragebogens

Der Fragebogen sollte möglichst seriös sein, da ansonsten sein Zweck als politisches Druckmittel verloren gehen könnte. Die Seriösität fängt schon bei der Fragestellung an. Vermeidet also suggestive Fragen.

Uneindeutige Fragen oder Antwortmöglichkeiten machen Euch die Auswertung schwer. Achtet also darauf, die Fragen so zu formulieren, daß Ihr hinterher ohne Probleme ein Auswertungsprogramm (z.B. SPSS) anwenden könnt.

Macht unbedingt einen Vortest, bei dem Ihr die Fragebögen von einigen Leuten probeweise ausfüllen laßt, damit Ihr mögliche Fehler schon frühzeitig bemerkt.

Schickt dem Studierendenwerk auch eine Vorabversion, damit es - soweit Interesse besteht - noch ein paar Fragen dazu setzen kann. Dies macht sich auch für den ersten Kontakt mit der zuständigen Person ganz gut. Sie fühlt sich mit eingebunden und die Akzeptanz des Fragebogens steigt somit.


mittendrin

Wie kommt der Fragebogen zu den Zu-Befragenden?

Ihr müßt Euch entscheiden, ob der Fragebogen repräsentativ sein soll oder ob er nur von Interessierten ausgefüllt werden soll.

Bei der Repräsentativität ist zu bedenken, daß sie nur gewährleistet ist, wenn eine Vollerhebung oder eine Zufallsstichprobe gemacht wird.

In kleineren Hochschulen empfiehlt es sich, daß der Fragebogen mit den Rückmeldeunterlagen verteilt wird, da dann alle Studierenden einen bekommen.

Wenn Ihr ihn an verschiedenen Orten der Hochschule verteilt, müßt Ihr bedenken, welche Leute hauptsächlich an diese Orte kommen. In der Mensa werden z.B. nicht die frustrierten vollwertig, ökologisch und sozial essenden erfaßt.

Wie kommt der
Fragebogen zu den Auswertenden zurück?

Stellt Kästen auf und gebt eine Adresse an. Falls Ihr die Fragebögen in der Mensa verteilt, ist es sinnvoll, die Fragebögen sofort wieder einzusammeln bzw. die besagten Kästen/ Urnen bei den Ausgängen aufzustellen. Wenn Ihr die Fragebögen mit den Rückmeldeunterlagen ausgeteilt habt, könnt Ihr sie auch bei dem Immatrikulationsamt (falls es kooperativ ist) hinterlegen lassen.

Laßt den Leuten möglichst viel Zeit mit dem Zurückgeben, damit sie sich auch wirklich aufraffen ihn auszufüllen. Gebt einen letztmöglichen Termin an, zu dem der Fragebogen zurückgegeben werden soll und laßt noch ein paar Tage Luft zu dem Termin, an dem Ihr wirklich alle Fragebögen zurückbekommen wollt.

Wer kann helfen?

Diese Leute sollten sich eigentlich in der quantitativen Sozialforschung auskennen:
SoziologInnen
PsychologInnen
SozialwissenschaftlerInnen
Außerdem liegen bei der BSÖ eine Menge schon "gebrauchter" Fragebögen rum. Manche sind auch mit Kommentaren und Verbesserungsvorschlägen versehen.

nachher

Den Fragebogen
auswerten: SPSS

SPSS ist ein Statistikprogramm, mit dem Ihr wunderbar die Fragebögen auswerten könnt, vorausgesetzt Ihr könnt damit umgehen. Dieses Programm erspart viel Mühe und Zeit, da die Daten in alle möglichen Richtungen jongliert werden können (Kreuztabellen). Z.B. können alle VegetarierInnen aus den Angaben über die Erhöhung des Preises für Fleisch aus artgerechterer Tierhaltung herausgeklammert werden.

Falls Ihr wirklich mit SPSS arbeitet, werdet Ihr seitenweise Tabellen bekommen. Um den Überblick nicht zu verlieren - irgendwann geht nämlich der konkrete Inhalt der Zahlen über das menschliche Vorstellungsvermögen hinaus - ist es sehr ratsam, die Zahlen in Grafiken umzusetzen (z.B. mit Excel).

Die Veröffentlichung

Aus diplomatischen Gründen könnte es sinnig sein, daß Ihr vor der "offiziellen" Veröffentlichung der Mensaleitung die Ergebnisse mitteilt - muß aber nicht sein. Falls schon zu viel Zeit seit der Erhebung verstrichen sein sollte und Ihr befürchtet, daß das Interesse an den Ergebnissen schwindet, bis Ihr wirklich mit allem fertig seid, könnt Ihr erst mal eine Vorabversion in der AStA-Zeitung mit den wichtigsten Ergebnissen abdrucken.

Wenn wirklich alles ausgewertet ist und Ihr eventuell auch schon mit dem Studierendenwerk über die Ergebnisse gesprochen habt, lohnt sich die Erstellung einer Mensazeitung. Um eine noch größere Öffentlichkeit zu erreichen, solltet Ihr unbedingt die Ergebnisse der Fragebogenaktion und den ganzen Sinn der Aktion in die Regionalpresse bringen.

Pio Christians

Auswahl von möglichen Formulierungen und Fragen


ALLGEMEINES * Befragungsstandort, wenn es mehrere Mensen gibt
* Demographische Angaben:
* Geschlecht
* Status an der Uni (Studierende/ Bedienstete) ggf. Semesterzahl/ Studiengang
* Wie oft in der Woche ißt Du durchschnittlich mittags in der Mensa?

ESSGEWOHNHEITEN
* Bist Du Vegetarier/in? (ja, überwiegend, nein)
* Wie oft ißt Du vegetarisch in der Mensa? (immer, oft, ab und zu, nie)
* Wie oft ißt Du Fleisch in der Mensa? (immer, oft, ab und zu, nie)
* Wie oft nutzt Du das Zusatzangebot? (Beilagen (ökologisch/ Vollkornprodukte), Auswahlessen, Salatbar)
* Kaufst Du privat Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau? (fast immer, meistens, manchmal, nie)

ESSENSQUALITÄT
* Äußerung zum aktuellen (vegetarischen) Mensa-Essen:
a) Qualität
b) Abwechslungsreichtum
c) Geschmack (einzelne Komponenten aufführen)

PREISE
* Preisleistungsverhältnis
* Wieviel gibst Du durchschnittlich für ein Mensa-Essen ohne Getränke aus?
ÖKOLOGISCHE PRODUKTE
* Bist Du für den Einsatz von:
a) Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau?
b) Fleisch aus artgerechter Tierhaltung?
* Produkte überwiegend aus der Region? (ja, nein, egal)
Wieviel mehr würdest Du für:
3) Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau
4) Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ausgeben?
(nichts, bis 50 Pf, bis 1 DM, bis 2 DM mehr)
* Wenn ein erheblicher Anteil der Produkte aus ökologischem Anbau stammt und mehr Produkte frisch verarbeitet werden, können die Kosten für das Essen steigen. Es gibt zur Einführung von "Ökoessen" mindestens zwei Varianten. Welche würdest Du bevorzugen?
1) In ein oder zwei Essen werden fast ausschließlich Produkte aus ökologischem Landbau und artgerechter Tierhaltung verwendet. Diese Gerichte werden teurer. In den übrigen Essen werden konventionelle Produkte eingesetzt, bei denen der Preis bleibt wie bisher.
2) In allen Essen werden Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. artgerechter Tierhaltung verwendet. Alle Essen werden gleichmäßig teurer.

KAFFEE/ TEE
* Bist Du dafür, den Kaffeeausschank in der Mensa komplett auf fair gehandelten Kaffee aus kontrolliert biologischem Anbau umzustellen?
* Wieviel mehr bist Du bereit, wenn es sein muß, für fair gehandelten Tee/Kaffee auszugeben? (nichts, bis 10 Pf, bis 20 Pf mehr)
GENTECHNIK
* Ist für Dich ein Einsatz von gentechnisch veränderten Lebensmitteln in der Mensa bedenklich? (ja, egal, nein)
* Gentechnisch veränderte bzw. hergestellte Produkte müssen nach meiner Ansicht in jedem Fall gekennzeichnet werden. (ja, nein, egal)

ABFALL
* Befürwortest Du den Einsatz von Mehrwegbechern oder Tassen anstelle von Einwegverpackungen bzw. Einwegbechern?
* Befürwortest Du, abfallsparende Milchzapfanlagen anstelle der TetraPaks einzuführen? (ja, egal, nein)

Achtung: Offene Fragen machen sehr viel Arbeit bei der Auswertung!
* Worin siehst Du den Vor- bzw. Nachteil von kbA-Produkten?
* Verbesserungsvorschläge und Kritik
* Akzeptanz der Mensa-Card

Karin Bähr
Sonja Lüddecke
André Obermeier


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