Vollwerternährung
- Grundsätze der Vollwerternährung
- Literatur
- Weitere Ansprechpartner/innen
* Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel (überwiegend lakto-vegetabile
Ernährungsweise = wenig Fleisch/Fisch, wenig Eier)
* Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel (Lebensmittel so natürlich
wie möglich)
* Reichlicher Verzehr unerhitzter Frischkost (etwa die Hälfte der
Nahrungsmittel)
* Zubereitung genußvoller Speisen aus frischen Lebensmitteln, schonend
und mit wenig Fett, Salz und Süßungsmitteln
* Vermeidung von Nahrungsmitteln mit Zusatzstoffen (wie Konservierungsstoffen,
Aromen, Farbstoffen)
* Vermeidung von Nahrungsmitteln aus bestimmten Technologien (wie
Gentechnologie, Food Design, Lebensmittelbestrahlung)
* Möglichst ausschließliche Verwendung von Erzeugnissen aus
anerkannt ökologischer Landwirtschaft (nach den AGÖL- bzw.
IFOAM-Richtlinien)
* Bevorzugung von der Jahreszeit entsprechenden Erzeugnissen aus regionaler
Herkunft (wenig Energieaufwand durch kurze Transportwege und Vermeidung langer
Kühlung)
* Bevorzugung unverpackter oder umweltschonend verpackter Lebensmittel
* Vermeidung bzw. Verminderung der allgemeinen Schadstoffemissionen und dadurch
der Schadstoffaufnahme durch Verwendung umweltverträglicher Produkte und
Technologien
* Verminderung von Veredelungsverlusten durch geringeren Verzehr tierischer
Lebensmittel
* Vermeidung landwirtschaftlicher Produkte, deren Erzeugung, Verarbeitung und
Vermarktung die Lebensbedingungen bestimmter Menschen beeinträchtigt,
besonders in Entwicklungsländern
Die neuesten Untersuchungen zeigen, daß die Hälfte unserer
Kost aus Fett und Zucker besteht. Außerdem wurde festgestellt, daß
der Fleischverbrauch in den letzten 20 Jahren ständig gestiegen ist,
während der Gemüsekonsum gesunken ist. Die fehlende Ausgewogenheit
hat ernsthafte Folgen: Nach statistischen Erhebungen in der BRD wird ein
grosser Teil der auftretenden Krankheiten durch eine falsche Ernährung
verursacht. Als Beispiele seien die sogenannten Zivilisationskrankheiten wie
Fettsucht, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Karies und Diabetes genannt. Eine
qualitativ und quantitativ richtige Ernährung kann dagegen als eine der
Vorbedingungen für körperliches und geistiges Wohlbefinden und
für die Gesundheit angesehen werden.
Bei der Beurteilung der Wichtigkeit einer "richtigen" Ernährung
sollten wir auch folgende Frage nicht außer Acht lassen: Warum nehmen
wir Nahrung zu uns? Die Nahrung dient dem Menschen - wie allen Lebewesen - zur
Energiegewinnung sowie zum Aufbau und zum Ersatz von Körpersubstanz und
Wirkstoffen. Sie ist damit die stoffliche und energetische Grundlage für
alle Stoffwechselvorgänge. Die vielen Milliarden unserer Körperzellen
erneuern sich in einem überaus sensiblen Zusammenspiel zwischen Proteinen,
Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen etc. Daher sollte es uns
nicht gleichgültig sein, welche Nahrungsmittel wir zu uns nehmen. Essen
ist ein angeborener Trieb des Menschen, der nicht erlernt werden muß.
Aber wir haben es verlernt, ganz bewußt das Richtige zu essen. Wir
versäumen leider immer mehr, den Körper nach seinen Bedürfnissen
und Funktionen abzuhören. Vernünftig zu essen bedeutet ganz einfach
mehr, als nur die bloße Befriedigung von Hunger und Durst. Qualität
und Quantität unserer Nahrung müssen stimmen.
Man hat zwar trotz der immer weiter entwickelten Ernährungsforschung noch
kein Rezept für eine absolut "richtige" Kost gefunden, aber es sind
zahlreiche Konzepte entwickelt worden, die durchaus Vorschläge für
eine gesunde Lebensführung anbieten. In den folgenden Abschnitten sollen
einige dieser Vorschläge etwas genauer vorgestellt werden.
Die Suche nach der richtigen Ernährung geht über die gesundheitlichen
Aspekte hinaus. Die Befürworter/innen alternativer Kostformen haben noch
andere Gründe: Viele befürchten eine Gefährdung ihrer Gesundheit
durch konventionell erzeugte Lebensmittel aufgrund von Schadstoffen und
Rückständen durch die Verwendung von zuviel Chemie in der
konventionellen Landwirtschaft. Bei anderen spielen auch
ökonomisch-ökologische, soziale, ethische, ästhetische,
religiöse und philosophische Gründe eine große Rolle.
Häufig diskutierte Kostformen sind der Vegetarismus sowie die
Vollwerternährung. Weitere - stark weltanschaulich geprägte -
Ernährungsformen sind z.B. die Mazdaznan-Ernährung, die
Makrobiotik, die Anthroposophische Ernährung und die
Haysche Trennkost.
Eine Patentlösung für die(!) absolut richtige Ernährung
gibt es nicht. Einige alternative Ernährungsformen müssen jedoch aus
Sicht der naturwissenschaftlichen Ernährungslehre kritisch betrachtet
werden, da deren Anwendung gesundheitlich nicht unbedenklich ist oder schon
wissenschaftlich als Mangelernährung erkannt wurde (z.B. die
Makrobiotik).
Die Vollwerternährung ist die Ernährung, welche alle Bedürfnisse
des Menschen am besten abdeckt. Auch die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung (DGE) sieht nach dem Stand der Ernährungswissenschaft diese
Ernährungsform als sinnvoll und ausgewogen an. Deshalb wollen wir uns auch
in den Mensen für die Vollwerternährung einsetzen.
Keineswegs haben Bratlinge aus der Tiefkühltruhe und andere Vertreter
dieser sogenannten Convenience-Produkte etwas mit vollwertiger Ernährung
zu tun. Auch viele vegetarische Gerichte machen da keine Ausnahme.
Eine Umstellung auf Vollwerternährung ist nicht so einfach und geht nicht
von heute auf morgen. Die Lebensmittel bedürfen oft einer anderen
Zubereitungsweise. Außerdem ist mit erhöhtem Arbeitszeitaufwand zu
rechnen, der sich aber durch gute Organisation (z.B. Kombination von
arbeitsintensiven mit arbeitsextensiven Gerichten) oft auffangen
läßt.
Da es die Köchinnen/Köche und Mensaleiter/innen sind, die uns
letztendlich das Essen zubereiten, muß das Personal auf die neue
Ernährungsweise vorbereitet und für sie motiviert werden, damit das
Essen nachher abwechslungsreich ist und uns auch schmeckt! Gute Schulungen
hierzu werden z.B. vom Deutschen Studierendenwerk (DSW) und den Krankenkassen
durchgeführt.
Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über eine generelle qualitative
Überlegenheit von Biolebensmitteln gegenüber konventionell erzeugten
Lebensmitteln liegen bisher nicht vor. Vergleichsuntersuchungen haben ergeben,
daß sich Bioprodukte und herkömmliche Lebensmittel oftmals
hinsichtlich Geschmack und Inhaltsstoffen nicht unterscheiden, wenn die
Produktion unter gleichen äußeren Bedingungen erfolgt. Da
lebensmittelanalytisch in dieser Richtung keine Möglichkeit besteht, die
Echtheit von Biowaren zu überprüfen, ist eine kritische
Verbraucher/innenhaltung und eine strenge Kontrolle der Anbaubetriebe
erforderlich, um den Richtlinien entsprechende Produkte zu erzeugen.
Für die Betrachtung der Lebensmittelqualität mit dem Anspruch der
"Ganzheitlichkeit" müssen daher diejenigen Lebensmittel bei der
Qualitätsbeurteilung besser abschneiden, die mit Landwirtschaftssystemen
produziert werden, welche einen langfristigen Erhalt der Natur zum Ziel haben.
Zum anderen sind die Auswirkungen der Verarbeitung und Vermarktung von
Lebensmitteln auf die Ökologie und das soziale Umfeld zu beachten, denn
auch in diesen Bereichen können Umweltbelastungen auftreten, z.B. durch
Verpackung und Transport.
Eine interessante Broschüre zum Thema Vollwerternährung in der
Gemeinschaftsverpflegung gibt es bei der Landesarbeitsgemeinschaft für
Gesundheitserziehung Baden-Württemberg , Stuttgart.
(Weitere Informationen zum Thema siehe Literaturliste unter
Vollwerternährung. Ansonsten auch bei den Krankenkassen.)
Über Auswirkungen der konventionellen Lebensmittelproduktion und
Eßgewohnheiten auf die Entwicklungsländer etc. gibt es
weiterführende Literatur in "Eine-Welt-Läden" o.ä.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Frankfurt/M.
- Regionale Arbeitsgemeinschaften für Gesundheitserziehung
(Geschäftsstelle in der Regel beim staatlichen Gesundheitsamt)
- Verband unabhängiger Gesundheitsberater Deutschland ,
Gießen
- Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL), Darmstadt
Daniel Mörlein
Zurück zur Mensa-Übersicht